I am from Austria #iamfromaustria
"I am from Austria" - das Lied von Reinhard Fendrich ist die heimliche Hymne der Österreicher, einst und immer wieder und jetzt mehr denn je gesungen und gespielt. Aber es ist noch viel mehr, dieses Lied drückt eine Lebenseinstellung aus. Ich bin aus Österreich, einem Land mit gewaltigen Bergen, prächtigen Seen, herrlichen Tälern und freundlichen Menschen. Was macht das Österreichgefühl aus?
Zum einen kennt man Österreich als Tourismusland. Das ist auch der Wirtschaftszweig Nummer Eins. In- und ausländische Gäste lieben die Berge, das Skifahren oder Snowboarden und den berühmt berüchtigten Einkehrschwung auf die heimischen Skihütten. Dort gibt's dann gerne mal einen Jagatee nach einem Wienerschnitzel oder einem überdimensionalen Germknödel. Ich frage mich, ob jemals jemand zuhause einen solchen Riesenknödel verzehren würde, aber auf der Hütte ist das die Spezialität. Dann gibt es natürlich die beeindruckenden Städte mit ihren historischen Altstädten, die sich hervorragenden für ein Städtewochenende eignen. Auch dort gibt es zu essen und zu trinken, man denke nur an die berühmte Sachertorte und den herrlichen Wein aus den heimischen Weinbergen. Und es gibt viel Geschichte, Denkmäler, Prunkbauten, Museen, Kultureinrichtungen - das Land bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten, sich zu vergnügen, sich historisch zu bilden und die Natur zu genießen.
Zum anderen kennt man Österreich als Heimat größer Söhne und Töchter. Ich habe mich vor einiger Zeit mit einem Dänen über berühmte Landsleute unterhalten. Als er fragte, welchen berühmten Dänen ich kenne, kamen wir nur mit viel Mühe auf den Märchendichter Hans Christian Andersen. Er hingegen sprudelte berühmte Österreicher nur so hervor "Mozart, Niki Lauda, Falco, Arnold Schwarzenegger, Sigmund Freud, Romy Schneider …" und so weiter und so fort. So klein das Land, so viel Individuen gibt es, die sich aus der Masse hervorgehoben haben. Viele wurden zu Lebzeiten nicht geschätzt, sind aber im kollektiven Gedächtnis verankert, weil sie Teil unserer Kultur und unseres Selbstverständnisses ist.
Das Land ist eingeteilt in Bundesländer, Gemeinden, Städte und so weiter, wie ein ganz normales Land eben. Es gibt größere und kleinere Einheiten Die gemeinsame Sprache ist Deutsch, doch diese Sprache gibt es in vielerlei Ausprägungen. Es gibt das Tirolerische, kärntnerisch, steirisch, um nur einige zu nennen. Aber auch diese Unterdialekte sind nicht einheitlich, da gibt es fast in jeder Gemeinde eine eigene Ausprägung. In der Hauptstadt selbst klingt das melodiöse Wienerisch, das Schönbrunner Deutsch, wunderbar und schön anzuhören. Doch ebenso gibt es auch das Ur-Wienerische, das ganz anders kling, vulgär und manchmal richtig gemein - und das ist nicht 'urleiwand'.
Also nicht nur die Sprache eint und trennt uns, auch Vorurteile gegenüber anderen. "Die Wiener sind deppert", weil sie so viele sind? "Die Tiroler sind nur aufs Geld aus", weil sie im Tourismus erfolgreich sind? "Die Salzburger wären eh lieber Bayern und die Vorarlberger wären gerne Schweizer" und so kann man das fortführen. Das kann man nicht nur auf Bundesländer Ebene herunterbrechen, das geht bis in die kleinsten Gemeinden so. Vorurteile sind auch Teil unsere Kultur, aber auch hier unterscheiden wir uns nicht von anderen Ländern. Das liegt einfach in der menschlichen Natur, man saugt es quasi mit der Muttermilch auf. Und doch zieht es Tiroler in die Bundeshauptstadt und die Wiener nach Tirol zum Skifahren. Wenn wir zusammenkommen, verstehen wir uns prächtig, da sind alle Vorurteile ausgeräumt. Man trinkt ein Schnapserl und ist gut Freund. Dann ist man wieder in seiner gewohnten Umgebung und die Vorurteile sind wieder da. Da ist er dann wieder 'der grantelnde Wiener', wo man vergeblich das goldene Wienerherz sucht.
Ich bin schon viel in meinem Leben gereist und habe viele Menschen mit unterschiedlicher Herkunft, Rasse, Nationalität, Religion usw. getroffen. Manche kannten Österreich, manche nicht. Macht auch nichts, ich kenne auch nicht jeden US-Bundesstaat. Aber immer habe ich mich auf die Mission begeben, mein Land diesen Menschen näherzubringen, ihnen versucht klarzumachen, wer wir sind und wofür wir stehen. Wenn ich nur einige davon dazu gebracht habe, zumindest mal auf der Karte nachzusehen, wo dieses wunderbare kleine Land liegt, hat sich meine Aufgabe schon erfüllt.
Wie sieht es eigentlich mit dem Eindruck von uns Österreichern im befreundeten Ausland aus? Ich denke, der Großteil der Menschen, also die die wissen, dass es Österreich gibt, würde sagen 'das sind nette Leute', vielleicht ein wenig hinterwäldlerisch aber im Großen und Ganzen einfach nur nett und freundlich. Das ist auch das Bild das wir nach außen vermitteln. Dieses Image kommt nicht von ungefähr. Denn die Leute, die man befragt kennen unser Land höchstwahrscheinlich als Tourist. Und da sind wir einfach Weltklasse! So ist das mit dem Image, die Italiener sind charmant und ein klein bisschen schlitzohrig, die Franzosen sind arrogant, die Deutschen haben keinen Humor. Und wir sind eben freundlich - und diese Freundlichkeit wird manchmal mit Einfältigkeit verwechselt .
Doch dann überrascht dieses Land immer wieder. Wir sind bei vielen Innovationen Weltmarktführer, in technischen Belangen hervorragend aufgestellt, von unseren kulturellen Errungenschaften gar nicht zu sprechen. Und aus welchem Land kommt Red Bull? Genau das meine ich, wir werden vielleicht ein wenig unterschätzt und aus dieser Position kann man gut überraschen.
So ist es auch in Situationen, wo das Land zusammenhalten muss. Wo jeder Einzelne gefordert ist, etwas zum Allgemeinwohl beizutragen, wie 2015 in der Flüchtlingskrise, in der aufreibenden Wahl zum Bundespräsidenten 2016 und eben aktuell in der Krisensituation mit dem Covid 19 - Virus. Hier habe ich oft Kopfschütteln von Bekannten aus anderen Ländern geerntet. Ich wurde bemitleidet, dass Österreich und seine Vorgehensweise zu strikt sei und die Bevölkerung nur in Panik versetzt. Und eben jene Länder folgen nun unserem Vorbild.
Das ist es was uns ausmacht, nicht aufgesetzter und aufgeregter Patriotismus, sondern kritische Auseinandersetzung mit dem was und wer wir sind. Und wir sind uns nicht immer eins, aber dennoch, wenn es darauf ankommt halten wir zusammen wie Pech und Schwefel. Da folgen wir gerne dem Aufruf "I am from Austria".