Ursula Koller

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Königin des Imbus-Schlüssels #heimwerken

Zunächst eine Begriffsklärung, weil ich wissen wollte wie das Dings, ohne das kein Möbelbau gelingt, nun wirklich heißt. Ich habe also recherchiert und bin auf eine erstaunliche Tatsache gestoßen. Es gibt den IMbus und den INbus, beides dasselbe, doch gibt es keine dezidierte Erklärung wie der Innensechskantschlüssel - so die Profibezeichnung - tatsächlich heißt. Das scheint eine Weltanschauung zu sein :-). Wer genaueres wissen will - hier ein Versuch einer Erklärung: https://www.my-hammer.de/artikel/inbus-oder-imbus.html. Ich persönlich bleibe bei IMbus-Schlüssel, das habe ich von Papa so gelernt und so bin ich eben ein Imbusianer.

Warum bin ich die Königin des Imbus-Schlüssels?

Seit ich aus meinem Elternhaus ausgezogen bin - und das ist wirklich schon sehr viele Monde her - habe ich in diversen Wohnungen meine Möbel selbst zusammengebaut. Dass das mit 40+++ immer noch so sein würde, hätte ich mir nie träumen lassen. Ich hatte mir das so vorgestellt: ich habe einen Ritter des Heimwerks an meiner Seite, der mir all meine Wohnträume erfüllt. Ich bin für die ästhetische Ausführung zuständig und mein Held für den Zusammenbau. Mitnichten, ich baue meine Möbel immer noch selbst zusammen und ich fluche genauso wie ein richtiger Heimwerker.

Gerade eben habe ich eine Stehlampe zusammengebaut, sollte doch nicht schwer sein, Stangen in den Lampenfuß stecken,  an den wichtigen Stellen verschrauben, Glühlampe rein und fertig. Doch die Bedienungsanleitung war nicht zu gebrauchen, alle aufgezeichneten Schrauben sahen gleich aus, in der Tat lagen jedoch verschieden lange Schrauben vor mir. Doch davon lasse ich mich nicht aufhalten - aufgrund meiner langjährigen Erfahrung kann das doch kein Problem sein. Vier Schrauben, Lampenschirm und fertig. Dass dieses Ding mich gerade zwei wertvolle Stunden meines Lebens gekostet hat, kann ich immer noch nicht fassen. Nun steht sie da, schief und mit verdrücktem Lampenschirm.

Das erinnert mich sofort an die vorherige Lampe, die ich zusammengebaut habe, die mir sage und schreibe drei Stunden gekostet hat - und ja ebenfalls schief ist und die man auf keinen Fall anstupsen darf, weil sie sonst womöglich ihr Gleichgewicht verlieren würde.

Nichtsdestotrotz, die zwei Lampen stehen an ihrem vorgesehenen Platz und ich berühre sie nicht, sie leuchten schön und sind auch sehr dekorativ. Ich kenne die Schwächen meiner (selbst zusammengebauten) Möbel - nicht so meine Putzfrau. Sie putzt, stoßt an einer dieser wertvollen Preziosen an und ich packe gelassen meinen Imbus-Schlüssel aus und bringe das sofort wieder in Ordnung.

Warum tue ich mir das immer wieder an?

Ich bin eine passionierte Möbelverrückerin, alles was nicht an einer Wand oder am Boden fix montiert ist wird in regelmäßigen Abständen in der Wohnung herumgeschoben. Ich mag es, wenn es immer mal anders aussieht. Ich durchforste regelmäßig Pinterest und Co., um neue, kreative Ideen zu bekommen. Wer mag kann sich gerne meine Sammlung auf Pinterest ansehen.

Nun kann man sich ja nicht ständig neue Möbel zulegen, aber nach langen Jahren des Herumrückens der immer gleichen Möbeln war's endlich soweit. Ich wollte von meinem Ikea-Studenten-Stil zu einem meinem Alter angemessenen moderneren Stil wechseln. Sogar eine Einrichtungsberaterin wurde engagiert, die mir wunderschöne Zeichnungen meiner Wohnung anfertigte mit Tipps wo ich welches Teil bekommen kann. Dann habe ich mich auf die Internetsuche begeben und herumgesurft was Google hergab. Endlich nach Wochen des Messens, Zeichnens und passendem Zusammenstellen habe ich meine ersten Bestellungen getätigt. Die Waren trudelten nach und nach ein und ich habe mich frohen Mutes auf den Zusammenbau gestürzt. Ein Tisch und zwei Stühle waren in nicht einmal dreißig Minuten fix und fertig, dann kamen die kleinen Accessoires dran, ein kleines Ablagetischchen, ein Couchtisch und so weiter. Keine der aufgezählten Dinge haben mich so gefuchst wie die zwei Lampen, großes Lob (not) an die Hersteller, die die Schräubchen so klein gewählt haben, dass ich trotz des Einsatzes von 2 Imbus-Schlüsseln - einen zum Gegenhalten - die Dinger nicht und nicht hinbekommen habe. Zum Glück habe ich - wie ein richtiger Heimwerker - einen großen Vorrat an Ersatzschrauben. Mit einer meiner Ersatzschrauben ist es mir gelungen, die Lampe fertig zu bekommen. Was mich natürlich wurmt, denn a) ist es nicht original b) nicht hübsch und c) werde ich immer wissen, dass es nur ein Ersatz ist. Wann immer ich die Lampe ansehe, erinnert sie mich an mein Versagen.

Warum beschäftige ich dafür nicht einen professionellen Handwerker?

Die Frage hat mir mein lieber Mann soeben auch gestellt. Ja der, der mein Heimwerker-Ritter hätte sein sollen. Aber das ist eine andere Geschichte. Also warum hole ich nicht für jeden Zusammenbau jemanden, der sein Handwerk versteht. Natürlich lasse ich mir die großen Trümmer nach Hause liefern, mein kleiner Clio war letzthin schon mit einem überdimensionalen Bild überfordert. Naturgemäß trudeln meine neuen Stücke nicht auf einmal, sondern peu a peu ein, was bedeutet, dass sich unförmige Kartons in meiner bereits vollmöblierten Wohnung stapeln würden. Das kann ich nun so gar nicht leiden. Ich bearbeite jedes Stück nach Eingangsdatum. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass ich nicht für jedes einzelne kleine Teilchen einen Handwerker kommen lassen möchte. Das würde den Wert der Ware um ein Vielfaches übersteigen, ganz abgesehen davon, dass sich das über Wochen ziehen könnte und ich im Chaos leben müsste. Deswegen kremple ich meine Ärmel hoch und kämpfe mit Imbus-Schlüssel und Co durch eine Vielzahl an Teilen, Anleitungen und sonstigem Zeugs, das für meine neuen Errungenschaften vonnöten ist.

Die Frage aller Fragen - wohin mit Verpackung und den alten Möbeln?

Dann wäre da noch das Problem der Karton- und Möbelentsorgung, was mich zugegebenermaßen oftmals davon abgehalten hat, mir neue Möbel anzuschaffen und die alten so lange in der Wohnung hin- und herzurücken bis jedes einzelne Teil in jedem einzelnen Teil meiner Wohnung gestanden hat. Wie gesagt war dann doch die Entscheidung gefallen und ich habe mich daran gemacht, die Neuankömmlinge zusammenzubauen. Die Wohnung war voll - Alt und Neu stand sich im Weg. Was damit machen? Zunächst habe ich mal die Riesenkartons bearbeitet, bin darauf herumgehüpft, bis diese halbwegs klein genug waren, um in den einzigen Altpapiercontainer zu passen, den ein 50-Parteienhaus zur Verfügung hat. Als ich damit im Hof angelangt war habe ich feststellen müssen, dass ich nicht die einzige war, die die Corona-Zeit dazu genutzt hat, ihre Wohnung auf Vordermann zu bringen. Es stapelten sich mehr oder weniger zusammengefaltete Kartons in dem Container und ich versuchte meine ebenfalls hineinzustopfen. Um das zu erreichen bin ich nochmals auf den starren Kartons herumgehüpft, um die noch ein wenig mehr zu schrumpfen. Irgendwie ist es mir gelungen, mein Verpackungsmaterial auch noch in den Container zu drücken - nicht ohne vorher meinen Namen auf den Adressaufklebern auszustreichen, muss ja keiner wissen, dass ich für den Überfluss an Kartons in dem kleinen Container verantwortlich war.

Nun wird das nächste Problem angegangen, die Altmöbel standen im Vorzimmer und warteten darauf, was mit ihnen geschehen würde. Ich umrunde also mein ehemaliges Mobiliar und rätsle was ich damit machen soll. Google hilft in so einem Fall mit dem Keyword 'Altmöbelentsorgung' und flugs habe ich eine Webseite mit einem ansprechenden und nicht zu teuren Angebot gefunden. Die waren sogar am Wochenende und Feiertag per WhatsApp zu erreichen. Ich trage also per WhatsApp mein Anliegen vor und das prompte Angebot hat mich fast umgehauen - da war beileibe keine Rede mehr von den werbewirksamen 15€ pro Stunde. Ich bin empört! Also reaktiviere ich meinen willhaben.at Account, mache Fotos, nehme Maß, schreibe eine aussagekräftige Beschreibung und stelle meine Angebote unter 'Zu verschenken' auf die Plattform. Ich war mit der zweiten Anzeige noch nicht fertig, da hatte ich bereits 20 Angebote für mein erstes Gut. Das hat mich dann doch ein wenig überfordert. Wenn ich gewusst hätte wie einfach das geht, ich hätte alle zwei Jahre mein Mobiliar ausgewechselt. Was allerdings wiederum zum Zusammenbau geführt hätte, also dann doch wohl lieber nicht, das hätte mein Nervenkostüm nur schwerlich ertragen. Und siehe da vom Einstellen der Anzeige bis zum Abholen aller Möbelstücke waren nicht einmal zwei Stunden vergangen!

Ich erwarte noch eine weitere größere Lieferung, das sind dann Schränke, mit Laden und so - dafür werde ich mir dann doch einen Profi holen und erstmal das Angebot von myhammer.com ausprobieren. Watch out - danach habe ich sicher weitere lustige Geschichten auf Lager.

Viel Spaß euch Heimwerkerinnen und Imbus-Könniginnen da draußen!